Innenhof des Schlosses
Die Fläche des Schlossinnenhofs war schon in der Burgstätten-Zeit besiedelt, allerdings wurden die Spuren dieser Besiedlung von dem etwa um 1200 beendeten Bau der romanischen Kirche zum Hl. Johannes dem Täufer überdeckt. Die Kirche gehörte zum Kloster der Benediktinerinnen, gegründet von Königin Judita etwa in den 60er Jahren des 12. Jh. Mutterhaus des neuen Konvents war das Benediktiner-Kloster zum Hl. Georg auf der Prager Burg. Die engen Beziehungen zwischen beiden Klöstern beweisen auch die Reste der Basilika, die im Innenhof des Schlosses bei archäologischen Erkundungen 1953-57 aufgedeckt wurden. Es war eine dreischiffige Basilika mit drei Apsiden und zwei Türmen. Ihr Grundriss ist im Innenhof markiert. In der Krypta blieben romanische Säulen und weitere Teile der ursprünglichen Architektur erhalten. In einem Grab in der Kapelle an der Nordseite der Basilika wurden Knochen einer Frau gefunden, die der Anthropologe Emanuel Vlček als Überreste der Klostergründerin Königin Judita bestimmte. An die Kirche grenzte im Mittelalter der für die Laien unzugängliche Teil des Klosters, wovon in dem östlichen, südlichen und westlichen Gebäude des Alten Schlosses, die diesen Innenhof umgeben, Reste eines romanischen und gotischen Mauerwerks erhalten blieben. Das östliche, heute instandgesetzte Gebäude stammt aus der Zeit Anfang des 13. Jh. Darin befanden sich einst der Kapitelsaal und das Dormitorium (die gemeinsamen Schlafräume der Nonnen). Die genannten Bauten wurden von einem Paradiesgarten mit Brunnen abgeschlossen. Das Kloster, das in den unruhigen Zeiten der Hussitischen Kriege beschädigt wurde, verließen die Nonnen in den 30er Jahren des 15. Jh. In der 2. Hälfte des 15. Jh. entstand aus den Klostergebäuden der Sitz von Königin Johanna, der Gemahlin des Jiří von Poděbrady, aber die weiteren, sich rasch abwechselnden Besitzer der Herrschaft Teplice führten wahrscheinlich nur die nötigsten Reparaturen durch. Erst in der Zeit Volfs von Vřesovice (1543-1569) wurde das beschädigte Mauerwerk der Klosterkirche beseitigt, an deren Stelle später ein Garten entstand, und man begann mit dem Bau der Schlosskirche und des Hauptgebäudes. Die Beendigung dieses Gebäudes und die markanten Veränderungen der Innenhofbauten im Geiste der Renaissance erfolgten unter dem Geschlecht der Vchynský, die Teplice 1585-1634 in Besitz hatten. Die umgebauten Klostergebäude nannten sich Altes Schloss. In der Zeit, als sich die Bürger um das Braurecht stritten, wandelte Radslav Vchynský in den 80er Jahren des 16. Jh. den Ostflügel in eine Brauerei um, die hier bis 1696 in Betrieb war. Etwa um 1600 entstand der Renaissance-Altan, im Volksmund auch Kolostuj-Türmchen genannt nach dem Landedelmann der Legende über die Auffindung der warmen Quellen, und daneben die terrassenartigen Vogeltreppen, die den „kleineren Garten“ am Schloss mit dem „unteren“ verbanden, worin auch Fasanen und andere Vögel gehalten wurden. Im Erdgeschoss des an den Haupttrakt anschließenden Gebäudes wurde eine Grotte errichtet. Die steinerne Spätrenaissancedekoration mit Figuren eines Tierportals wird niederländischen Handwerkern zugeschrieben. Die Barockphase des Schlossumbaus, die unter den Clary-Aldringen erfolgte, zeigte sich in diesem Bereich durch Umgestaltung des Gartens und der in den unteren Garten führenden Treppen, womit auch der Bau einer Voliere zusammenhing, die dem herrschaftlichen Baumeister Christian Lagler zugeschrieben wird. Die Schlosskirche wurde an der Wende vom 18. zum 19. Jh. im Stil einer romantisierten Gotik gestaltet und war das erste, in diesem Geiste aufgefasste architektonische Werk auf böhmischen Boden. Auf ähnliche Weise wurde die Fassade an der Parkfront des östlichen und südlichen Gebäudes gestaltet. Am Südflügel wurden neue Arkaden herausgebrochen und aus dem östlichen Gebäude, das nach Auflösung der Brauerei als Speicher diente, entstanden Kanzleien und Wohnungen. 1806-08 wurde das Haus für den Gärtner erbaut (heute Weinstube Šárka). Nach 1890 kam am Renaissancegebäude ein neubarocker Balkon hinzu, eine neue Balustrade am Nordrand des Innenhofs und einige gärtnerische Umgestaltungen des freien Geländes. Der jetzige Zustand des Innenhofs ist das Ergebnis einiger Etappen der Umgestaltung, die nach Beendigung der Ausgrabungen der Basilika in den Jahren 1957 bis 1991 erfolgten. Im Jahre 2006 begann die Rekonstruktion des Ostflügels, womit auch archäologische Forschungen verbunden sind. Die Auswertung der Funde wird die bisherigen Kenntnisse über die Errichtung der Klostergebäude und über die Umwandlungen ihrer Funktion wahrscheinlich verändern oder konkretisieren.
Mag. Jitka Budinská
- Ostflügel des Schlosses, ursprünglich Teil des romanischen Klosters, worin sich Kapitelsaal und Dormitarium befanden, vor der Rekonstruktion 2006
- Neuzeitlicher Aufbau über der romanischen Krypta und markierter Teil des Grundrisses der Klosterkirche
- Kolostuj-Türmchen, links die Barockvoliere, rechts Eingang zum herrschaftl. Oratorium der Dekanalkirche
- Neubarocker Balkon, in den 90er Jahren des 19. Jh. an das Renaissancegebäude angebaut
- Der östliche Flügel des Schlosses, ursprünglich Teil des romanischen Gebäudes des Klosters, in dem sich der Kapitelsaal und der Schlafsaal befanden, wurde 2006 wieder aufgebaut