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Bibliothek


knihovna_1.jpgDie Bibliothek als untrennbarer Bestandteil des Regionalmuseums begleitet die Tätigkeit dieser Institution schon mehr als hundert Jahre ihrer Existenz in Teplice. Offenbart sich die gute Arbeit eines Museums oder einer Galerie am besten durch „Zurschaustellung“ von Sammlungen, so wird die Arbeit einer Bibliothek sehr treffend durch das alte lateinische Motto über dem Eingang zum Barocksaal der herrlichen Klosterbibliothek in Osek beschrieben: „Non spectaculo sed usui“ – „Nicht zum Anschauen sondern zum Gebrauch“. Mit der Übernahme des Buchbestands des ehemaligen Stadtmuseums, im Jahre 1897 in Teplice gegründet, und durch die Aussonderung der sog. eingebrachten Bestände entstand nun nach 1946 die Fachbibliothek eines tschechischen Museums. Im Jahre 1949 enthielt sie 9356 Bände und weitere 12 000 in Reserve. Während der nachfolgenden sechzig Jahre wuchs sie zu einem Bestand von 80 000 Bänden heran. Grundlage für die Alltagsarbeit der Fachabteilungen bildet die Sachliteratur (26 000 Bände). Die Bibliothek des Regionalmuseums in Teplice ist beim Kulturministerium der ČR registriert, und als Primärbibliothek mit spezialisierten Bestandseinheiten ist sie allen Nutzern zugänglich ohne Unterschied, ob es sich um Mitarbeiter eines Museums oder Interessenten aus den Reihen der Öffentlichkeit handelt. Die Bibliothek kümmert sich um die Bestandserhaltung alter Drucke, Handschriften, Bibliophilien und Regionalliteratur. Außerdem verwaltet sie zwei weitere Bibliotheken – die Schlossbibliothek in Teplice und die Klosterbibliothek in Osek. Die Sammlung alter Drucke und Inkunabeln, d.h. Bücher, die von 1501 bis 1800 herausgegeben wurden - gegenwärtig auch erweitert auf Schriften bis 1860, enthält an die 2000 Bände. Den Kern der Sammlung bilden Bücher des ersten Kustos des Museums A. H. Fassl an der Wende des 19. zum 20. Jh. In den fünfziger Jahren wuchs der Bestand durch die Literatur aus den aufgelösten Pfarrämtern Nordböhmens. Weiterhin wurde die Sammlung durch Geschenke und  systematische Ankäufe bohemikaler Literatur und Bücher bereichert, die in der Vergangenheit in unserer Region erschienen waren. Die kostbarsten Stücke finden wir in der Sammlung von Handschriften. Sie enthält nur 120 Titel, wobei zwei Bände handgeschriebener Gesangsbücher der Böhmischen Literatenbruderschaft in Teplice aus den Jahren 1560 und 1566 wirkliche Schätze nicht nur des Museums, sondern vor allem auch der Stadt Teplice sind. Sie haben große Bedeutung für die Kulturgeschichte der böhmischen Länder. Auf Bestellung von Teplicer Bürgern fertigte Jan Taborský aus Klokotská Hora die reich geschmückten umfangreichen Pergamentbände an. In seiner Prager Werkstatt schrieb Matěj Pecka aus Klatov die Texte und Noten, und der Maler Fabián Puléř aus Ústí nad Labem versah sie reichlich mit Verzierungen. Vonseiten ausländischer Forscher sind oft auch die seltenen handschriftlichen Verzeichnisse der Kurgäste aus dem 18. Jh. aufgesuchte Quellen. Die jüngste Sammlung der Museumsbibliothek sind Bibliophilien und Faksimilien. Diese Sammlung entstand 1977 mit dem Vorsatz, Erneuerung und Werdegang des tschechischen Buches zu dokumentieren, wobei eine Erfassung der Entwicklung der tschechischen Buchbindekunst des 20. Jh. betont wird. Die zahlenmäßig nicht allzu große Sammlung verdeutlicht die Arbeiten der besten tschechischen Autoren, Drucker, Verleger und Buchbinder. Neben Büchern aus den Buchbindereien des Ehepaares Jirout, von Prof. Blažek, Karel Dudešek, Jan Virtílek, von Vater und Sohn Hodný, enthalten die vollendeten Einbände von Prof. Jindřich Svoboda aus Brno auch die gestalterischen Experimente seines Schülers Jiří Hadlač, dessen Bücher–Objekte definitiv die Grenze des reinen, wenn auch sensibel beherrschten Buchbinderhandwerks überschreiten. Die Sammlung wird durch Bände von Faksimilien ergänzt – Kopien seltener Handschriften. Darunter finden wir Reproduktionen des Vyšehrader Kodex‘, der Dalimil-Chronik oder die Kopie der reich illuminierten Uhren des Herzogs von Orleans und weiterer kostbarer Bücher, die das Kulturerbe der Vergangenheit belegen. In die Reihe der Kollektionen gehören auch zwei historische Bibliothekseinheiten – die Bibliothek des Zisterzienserklosters in Osek (24 000 Bände) und die Sammlung „Teplice“, die aus dem Restbestand der ehemaligen Schlossbibliothek der Familie Clary-Aldringen und der künstlich zusammengestellten „Goethe-Schiller“ Sammlung (18 000 Bände) gebildet wird. Beide historische Bibliotheken wurden vom Kulturministerium der ČR zum Kulturdenkmal erklärt. Sie enthalten eine Reihe von seltenen Drucken, viele von bewunderungswürdigem Umfang und Gewicht. Die Schlossbibliothek gründeten hier Mitte des 17. Jh. die Erben des Feldmarschalls Johann Aldringen, der die Herrschaft Teplice 1634 für seine dem Kaiser geleistete Hilfe gegen Waldstein erhalten hatte. Unter Johann Georg Markus Clary-Aldringen wurden die Sammlungen zum ersten Mal in einem Katalog erfasst. Der älteste gebundene handschriftliche Katalog nennt 809 Titel vorwiegend Sachliteratur mit einem großen Anteil von Büchern naturwissenschaftlichen Charakters. Dazu gehören lateinische und französische Handschriften mit „apothekerischem“ und alchimistischem Inhalt, die heute der einzige erhaltene Nachweis der Tätigkeit der für uns ein wenig geheimnisvollen Persönlichkeit des Alchimisten  Bartolomäus Mencelius im Teplicer Schloss Ende des 17. Jh. ist. Aus dieser Zeit hat sich auch die einzigartige barocke Innenausstattung mit dem Mobiliar der Bibliothek von Ende des 17. Jh. im Turm des Schlosses erhalten. Die Bücher aus dieser Sektion sind von ihrem Inhalt her die interessantesten und gehören zum ältesten Bereich der einstmals umfangreichen Schlossbibliothek, und zwar vor allem die Werke der naturwissenschaftlichen Literatur des 16. bis 18. Jh., als sich der Besitzer der Herrschaft nach dem Dreißigjährigen Krieg bemühte, den Besitz des Schlosses und der Stadt durch Nutzung des Mineralreichtums der Region zu erneuern. Deshalb wuchs auch, neben den Literaturzugängen zur Bibliothek, eine damals einzigartige mineralogische Sammlung, die sich allerdings im Schloss nicht erhalten hat. Zu Beginn des 19. Jh. änderte sich das Profil der fürstlichen Sammlung wesentlich. Vor allem Karl Joseph Clary-Aldringen erweiterte die Bibliothek um eine Sammlung von Zeichnungen, Stichen und Lithographien, die teilweise aus den Beständen seines Großvaters Fürst Charles de Ligne stammten. Es blieb auch das ursprüngliche Mobiliar der Bibliothek aus dem Clary’schen Palast in Wien aus der 1. Hälfte des 19. Jh. erhalten, das nach dem Verkauf des Palastes in die Räume des ehemaligen Schlosstheater im Westflügel des Schlosses Teplice installiert wurde, wo sich heute die Museumsbibliothek befindet. Ein interessanter Torso in der Schlossbibliothek blieb ein Teil der Büchersammlung des bedeutenden Diplomaten in österreichischen Diensten Karl Ludwig Ficquelmont (1777-1857). Dessen Salon in der österreichischen Gesandtschaft in St. Petersburg besuchte auch A. S. Puschkin. Das Haus und die Gemahlin Ficquelmonts Darja, geborene Tiesenhausen, Enkelin des berühmten russischen Generals Kutusow, inspirierten den Dichter zur Beschreibung der Handlung von „Pique dame“ und der Gestalt der Tatjana zum Abschluss seines Versromans „Eugen Onegin“. Das zweite Kulturdenkmal in Verwaltung der Museumsbibliothek, die barocke Bibliothek des Zisterzienserklosters in Osek, ist die älteste erhaltene Bibliothek in unserer Region. Während der 800 Jahre seines Bestehens begleitete die ursprünglich zahlenmäßig nicht allzu große Sammlung an Büchern die Mönche jeden Tag, weil nach den Regeln ihres Ordens die Stunden anstrengender körperlicher Arbeit regelmäßig von Stunden abgelöst wurden, die dem Studium und Lesen von Büchern gewidmet waren. Einen bedeutenden Zuwachs für die Bibliothek gewann der Abt Laurentius Knittl gen. Scipio und der Abt Benedikt Littwerig, der unter großen Kosten 1725 der Bibliothek die reich verzierte barocke Saalausstattung gab. Die Kollektion enthält interessante und bedeutende Werke unterschiedlicher wissenschaftlicher Disziplinen, viele davon in herrlichen Renaissance-, Barock oder Rokokoeinbänden. Obwohl das lateinische Motto über dem Eingang zur Klosterbibliothek auffordert „Nicht zum Anschauen sondern zum Gebrauch“, müssen wir auch heute noch das reich verzierte barocke Mobiliar bewundern. Neben den genannten Sammlungen und Beständen an Fachliteratur wird die Kollektion regionaler Literatur gern besucht, gegründet unter der Bezeichnung Tepliciana in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts (5000 Bände). Wertvolle Forschungsquellen in dieser Sammlung sind die gedruckten Verzeichnisse der Kurgäste, die eine vollständige Reihe von 1800 bis 1938 bilden. Der Schwerpunkt der Arbeit in der Museumsbibliothek liegt vor allem darin, das Sammelgut und die darin enthaltenen Informationen zu bearbeiten und zugänglich zu machen. Jahr für Jahr steigt die Zahl der Leser, Forscher und der ausgeliehenen Werke. An der Präsentation des Museums beteiligt sich die Bibliothek auch durch Ausstellungen aus ihren Sammlungen und durch Leihgaben an ähnliche Institutionen im In- und Ausland.

Die Bibliothek hat ihre eigene elektronische Kontaktadresse: knihovna@muzeum-teplice.cz, an die Sie sich mit Ihren Fragen wenden können.