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Zimmer des Fürsten Prince de Ligne

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Zeitgenössische Kopie eines unbekannten Autoren nach einem Bild von Ch. Le Clerque, Porträt Ch. J. de Lignes, Öl auf Leinwand

Das Zimmer, das an den Zeitgenossen Giacomo Casanovas und auch Johann Wolfgang Goethes erinnert, befand sich ursprünglich im bewohnten Verbindungsflügel des Schlosses mit Blick in den Innenhof; in den heutigen Raum wurde es 1924 verlegt. Es bringt uns den historischen Zeitraum 1775 bis 1831 nahe. Im Jahre 1775 schloss Johann Nepomuk Clary-Aldringen in Brüssel die Ehe mit der belgischen Adligen Marie Christine de Ligne, der Tochter von Charles Joseph de Ligne (1735-1814), einer bedeutenden Persönlichkeit der europäischen Kulturgeschichte.

Der Schriftsteller, Soldat und Diplomat stand in österreichischen Diensten. Seine militärische Karriere begann er 1753 in Böhmen und sie endete in den Kämpfen gegen die Türken 1789 bei Belgrad. Dort endete auch eine glückliche und erfolgreiche Etappe im Leben des de Ligne, der den Ruf eines unterhaltsamen und geistreichen Gesellschafters, eines fähigen Feldherrn und klugen Diplomaten erlangt hatte. An diese guten Zeiten erinnert die Kopie eines Porträts des belgischen Malers Le Clerque, wo de Ligne in der Uniform eines polnischen Zeugmeisters mit dem Goldenes Vlies und dem Maria Theresia-Orden abgebildet ist. Eine Anschuldigung wegen Zusammenarbeit mit den belgischen, um ihre Selbständigkeit kämpfenden Ständen, brachte ihn bei den Kaisern Josef und Leopold II. in große Ungnade, und das bedeutete für ihn das Ende seiner militärischen und diplomatischen Laufbahn. Die nachfolgende Konfiszierung des Familienschlosses im belgischen Beloeil nötigte de Ligne dazu, Belgien zu verlassen und sich in der Nähe von Wien anzusiedeln.

In den Jahren 1794-1807 fuhr er regelmäßig nach Teplice, wo er sich u.a. mir Giacomo Casanova traf und ihm den Zugang zur Gesellschaft des Teplicer Schlosses ermöglichte. 1807 erfolgte seine militärische Rehabilitation, als er zum Feldmarschall und Kapitän der Kaiserlichen Leibtrabanten ernannt wurde. In der Kapitänsuniform ist er auf einem Porträt dargestellt, das dem österreichischen Maler Josef Grassim zugeschrieben wird. De Ligne starb am 13. Dezember 1814 im Verlaufe des Wiener Kongresses. Den „Liebling der Götter“, wie ihn der Publizist Gentz bezeichnet hatte, begleiteten ganz Wien und die europäische politische Elite. J. W. Goethe widmete seinem Andenken ein „Requiem für den fröhlichsten Mann des Jahrhunderts“. Auch in Teplice vergaß man ihn nicht. Seinen Namen trägt eine Anhöhe in Šanov, bis heute ist sein Name auch mit dem 1824 errichteten Hotel auf dem Schlossplatz verbunden.

Außer seinen Porträts sind in dem Zimmer Bildnisse von Familienmitgliedern und Porträts (zeitgenössische Kopien) der österreichischen Monarchen zu sehen. Ein graphisches Porträt seines Sohnes Charles Antoine (1759-1792) stellt nicht nur einen Offizier der österreichischen Armee vor, sondern auch einen Sammler von Zeichnungen alter Meister, dessen Sammlung zum Grundstock der berühmten „Graphischen Sammlung Albertina“ in Wien wurde. Kopien der Zeichnungen sind heute Bestandteil der Graphik-Sammlung des Regionalmuseums in Teplice.

An die künstlerische Tradition und Ambition des Geschlechts erinnert die Persönlichkeit des Enkels von de Ligne, K. J. Clary-Aldringen, und seine damals berühmten Illustrationen zu dem romantischen Roman Undine (1815). Teplice zu Zeiten des Besuchs von de Ligne wird uns durch die Aquarelle des Professors der Wiener Akademie Martin von Molitor nahe gebracht. Von dem ursprünglichen Inventar des Schlosses verblieben in der Graphik-Sammlung des Museums auch Zeichnungen aus dem Privatleben des Fürsten, die de Lignes Memoiren bildlich ergänzen, in denen es viele Erwähnungen von Teplice gibt.

Dr. phil. Bohuslava Chleborádová