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Porzelan und keramik

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Ausstellung einer professionellen Keramikschule

Im Rahmen der Feiern zum 100. Jahrestag der Gründung des Regionalmuseums in Teplice wurde 1997 eine neue Exposition eröffnet, die der Vergangenheit der Keramik- und Porzellanherstellung in Teplice gewidmet ist. Etwa 300 ausgestellte Gegenstände dokumentieren einen Produktionsquerschnitt der 17 wichtigsten Firmen dieser Region, und zwar in einer Zeitspanne vom ersten Viertel des 19. Jh. bis zum Beginn des 2. Weltkrieges. Die Exposition präsentiert eine der ältesten Sammlungen des Museums, in der durch zielbewusste fachliche Tätigkeit eine einzigartige Kollektion von Keramik und Porzellan zusammengestellt wurde, die heute annähernd 7000 Stücke zählt.

Rohstoff- und Energiequellen der Region waren ein günstiger Ausgangspunkt für die Schaffung und Entwicklung der keramischen Industrie. In zahllosen kleineren oder größeren Werkstätten, Manufakturen und Fabriken begann man ein breites Sortiment von Keramik-Waren zu produzieren, angefangen von Ziegeln, Fußbodenkacheln, Töpfer- und Hafnerwaren, über verschiedene Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus weichem oder harten Steingut bis zu reich verziertem Luxusporzellan. An der Wende vom 19. zum 20 Jh. wurden einige der hiesigen Produzenten auch im europäischen Maßstab zum Begriff, durch zahlreiche Anerkennungen auf Ausstellungen bestätigt, aber auch durch Warenlieferungen, die in relativ großer Menge an Kunden in Europa und Übersee verschickt wurden.

Der Besucher kann die bedeutende Vielfalt von Exponaten bewundern, lackierte Erzeugnisse aus den Werkstätten der ältesten hier ansässigen Manufaktur der Familie Huffzký, gegründet 1822 in Unčín, und aus der Fabrik Anton Tschinkels, des Gründers der Produktion in Dubí. Dessen Nachfolger und größter hiesiger Produzent Bernhard Bloch machte sich u.a. um die Erhaltung des Zwiebelmuster-Porzellans in Dubí verdient, und das bis zum 2. Weltkrieg. Die traditionelle Technologie des Stahldrucks wird bei der Erzeugung dieses Produkts bis heute verwendet. Ausgestellt sind seltene Stücke aus Elfenbeinporzellan von Alfred Stellmacher, einem Wegbereiter der Produktion in Trnovany. Gestalterisch und technologisch einzigartig ist jedes Exponat der weltbekannten Firma AMPHORA, einschließlich der Werke der Modelleure Eduard Stellmacher und Paul Dachsel. Die zu ihrer Zeit kommerziell sehr erfolgreiche Firma Ernst Wahliss brachte außer laufenden Erzeugnissen auch neue Abgüsse von Figuren aus der aufgelösten Wiener Manufaktur auf den Markt. Mit einigen historischen Exponaten ist auch die Firma Ditmar-Urbach vertreten, in deren Werkräumen bis heute Sanitärkeramik hergestellt wird. Einer der grundlegenden Abschnitte der Exposition ist der Manufaktur Duchcov gewidmet, deren Anfänge ebenfalls um Mitte des 19. Jh. liegen und die als einzige ihr Fertigungsprogramm, das auf dekoratives Porzellan eingestellt ist, nicht aufgegeben hat und bis heute arbeitet. Proben aus dem Schaffen weiterer Firmen bilden einen Gesamtüberblick über die Gestaltungsvielfalt der hiesigen Produktion mit vielen seltenen und interessanten Exponaten, die sich nur in den Museumssammlungen erhalten haben. Dazu gehört auch ein Teil einer keramischen Wandverkleidung mit Blick auf den Rhein, die von den Mitarbeitern des Museums 1982 von der Fassade eines Hauses in Trnovany abgenommen und damit vor dem Abriss gerettet wurde.

Ein besonderer Teil der Exposition ist der Keramischen Fachschule gewidmet, die hier in Teplice im Jahre 1874 gegründet und deren Leitung dem in Teplice geborenen Goldschmied und Modelleur Franz Laube anvertraut worden war. Im Lehrkörper wirkten Künstler, auf deren Werke wir noch heute in Teplice stoßen können. Die Bildhauer Fritz Eichmann und Wilhelm Gerstner dekorierten mit Plastiken den Eingang zum neuen Gerichtsgebäude, restaurierten 1895 die Pestsäule und realisierten das zentrale Kreuz auf dem Friedhof in Teplice. Professor Gerstner ist Autor der Seume-Büste in der Lindenstraße. Aus der Schule gingen hoch qualifizierte Kräfte in die Praxis der keramischen Industrie über, und für viele Schüler war das Absolutorium einer der spezialisierten Abteilungen eine ausgezeichnete Vorbereitung auf das Hochschulstudium. Nach Auflösung der Schule in den 50er Jahren des 20. Jh. wurde die umfangreiche Keramik- und Porzellan-Sammlung dem Regionalmuseum in Teplice übergeben.

Jaroslava Dvořáková